Spinnen finden sich in allen Lebensräumen an Land in hoher Arten- und Individuenzahl. Laufend oder am Faden fliegend können sie neu entstandene oder stark veränderte Habitate schnell besiedeln und sich dort als unspezialisierte Räuber von Insekten auch halten. Für die meistens Spinnenarten in Deutschland liegen genügend Informationen zu ihren Lebensraumansprüchen vor, so dass sich mit ihnen sowohl der Zustand als auch Veränderungen von Biotopen bewerten und dokumentieren lassen.
Spinnen wurden deshalb bereits in drei Studien (2002, 2004 und 2006) im Auftrag der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege untersucht.
Seit April des Jahres 2010 werden von Mitarbeitern der Biowissenschaftlichen Abteilung am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe Untersuchungen zur Spinnenfauna des Alten Flugplatzes durchgeführt. Neben der Erfassung der Artenvielfalt in unterschiedlichen Vegetationseinheiten soll mit den Fängen auch der Einfluss der Beweidung beurteilt werden. Besonders interessant ist auch der Zusammenhang zwischen der kleinräumigen Strukturierung des Lebensraums und den Spinnengemeinschaften.
Bodenlebende Spinnen werden mithilfe von Bodenfallen erfasst, die in Borstgrasrasen, Sandrasen und in Bereichen mit Brombeergebüsch aufgestellt wurden. Die Fallenstandorte liegen dabei sowohl in gemähten als auch im beweideten Bereichen. Pro Standort wurden drei Bodenfallen im Abstand von 5 m in einem Dreieck aufgestellt. Insgesamt kamen bis zu 60 Fallen zum Einsatz. Die gefangenen Spinnen werden zur Art bestimmt und in der wissenschaftlichen Sammlung des Naturkundemuseums hinterlegt, die Daten werden statistisch ausgewertet. Auch die Laufkäfer, Ameisen, Wanzen und Hornmilben aus den Bodenfallen werden durch Spezialisten bearbeitet und ausgewertet.
Da die Auswertung der Daten noch nicht beendet ist, können hier zu diesem Zeitpunkt noch keine abschließenden Ergebnisse präsentiert werden. Es zeichnet sich allerdings bereits ab, dass der Alte Flugplatz eine sehr spezifische Spinnenfauna mit zahlreichen wertvollen Arten trocken-warmer Standorte beherbergt. Bisher konnten 123 Spinnenarten nachgewiesen werden, unter ihnen eine Vielzahl an Seltenen und Gefährdeten. Eine Besonderheit ist beispielsweise die Wolfspinne Alopecosa striatipes, die in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedroht gilt (Rote Liste Status 1). Diese auch aufgrund ihrer versteckten Lebensweise in Röhren extrem selten nachgewiesene Spinne hat sehr spezielle Ansprüche an ihr Habitat. Sie benötigt sehr kurzrasige, nur lückig bewachsene, trocken-warme Standorte, an denen sich die Bodenoberfläche besonders erwärmen kann.
Foto Alopecosa striatipes: © L. Scheuermann