Tessina Ott hat im Rahmen ihres Geographiestudiums an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe eine Befragung verschiedener Interessensgruppen zu deren Kenntnissen, Einstellungen und der Nutzung des Naturschutzgebiets (NSG) Alter Flugplatz Karlsruhe durchgeführt.
Die sehr interessanten Ergebnisse sind in einem, von der Autorin frei gegebenen Forschungsbericht (PDF) verfügbar und könnten zukünftig beim Management des Gebietes berücksichtigt werden.
Hier eine kurze Einführung in die Studie:
In Bezug auf Schutzgebiete gibt es verschiedene beteiligte Akteursgruppen, wie amtliche und ehrenamtliche Naturschützer*innen, Anwohner*innen und Besucher*innen, die sich in ihrer Wahrnehmung, Akzeptanz und Naturschutzargumentation, in ihrem Informationsgrad und in ihren Nutzungsinteressen voneinander unterscheiden können. Unter diesen Aspekten wurden Wissen, Einstellungen und Nutzung verschiedener Akteursgruppen (Interessensgruppen) zu einem konkreten Schutzgebiet - dem Alten Flugplatz Karlsruhe (AF) mit Hilfe einer systematischen Befragung untersucht.
Die befragten Interessengruppen leiteten sich aus den aus der Literatur herausgearbeiteten Interessen-Großgruppen von Schutzgebieten im Allgemeinen ab (amtliche Naturschützer*innen, ehrenamtliche Naturschützer*innen, Anwohner*innen, Besucher*innen) sowie aus der Liste der am AF beteiligten Akteursgruppen und aus eigener Recherche zum AF ab. Die Grundgesamtheit bildeten somit alle Angestellten in der Naturschutzverwaltung, die für den AF zuständig waren und sind; alle ehrenamtlichen Naturschützer*innen, die sich für den AF eingesetzt haben und noch einsetzen; alle Anwohner*innen aus den drei Anwohnerbereichen (s. Abb. 5); alle Nutzer*innen, die sich zu den Befragungszeitpunkten auf dem AF aufhalten, alle Wissenschaftler*innen, die sich mit dem AF beschäftigen oder beschäftigt haben, und alle Architekt*innen, Stadt und Landschaftsplaner*innen (im Folgenden ASL), die am Projektwettbewerb Zukunft Nord vorzugsweise einen Preis gewonnen oder ansonsten auch eine Anerkennung erhalten haben. Dafür wurde eine Gelegenheitsstichprobe verwendet.
Die Studie gliederte sich in eine Literaturrecherche und in Telefonate mit „Expert*innen“ bzw. Gatekeepern (zum Ermitteln von Interviewpartner*innen und für die Gewinnung ergänzender Informationen). In mündlichen Befragungen wurden Informationen zu den Aspekten Wissen, Einstellungen und Nutzung der jeweiligen Interessengruppen erhoben. Die Befragung war zur besseren Vergleichbarkeit stark an einem Fragebogen orientiert, der aber nicht vorgelegt wurde. Anwohner*innen und Nutzer*innen wurden persönlich befragt, alle weiteren Vertreter*innen von Interessengruppen telefonisch.
Zentrale Ergebnisse der Untersuchung sind die Unterschiede im Wissen, in den Einstellungen und in der Nutzung des AF durch die verschiedenen Interessengruppen: Die Nutzung und Interessen zwischen und auch innerhalb der Interessengruppen unterscheiden sich, wodurch sich teilweise Nutzungs- und Interessenskonflikte ergeben. Wissenschaftler*innen, Naturschützer*innen sowie Angestellte der Naturschutzverwaltung verfügen über einen deutlich höheren Wissensgrad in Bezug auf den AF als Anwohner*innen, Nutzer*innen und ASL, und über eine höhere Akzeptanz des AF als NSG samt der Naturschutzmaßnahmen. Ein Kausalzusammenhang zwischen Wissen und Akzeptanz des AF als NSG ist zu vermuten und könnte in künftiger Forschung genauer untersucht werden, auch in Verbindung mit dem Wunsch von Nutzer*innen und Anwohner*innen nach mehr und ansprechend aufgemachter Information über den AF.
Mehr zur Methode und den Ergebnissen im PDF.